Hessisch Oldendorf

Kriegs- und Kriegerdenkmäler

Heßlingen 1914-18 / 1939-45

An der Sonnentalstraße, Ecke Am Pollhof, befindet sich diese Anlage, deren Kern eine helle Sandstein-Stele ist. Sie trägt eine neoklassizistische Urne, die ein Tatzenkreuz bekrönt.

Die nach dem Ersten Weltkrieg angebrachte Inschrift lautet:

 

DEN IM WELTKRIEG

1914 – 1918

GEFALLENEN HELDEN

 

UND WER DEN TOD

IM HEILIGEN KAMPFE

FAND, RUHT AUCH IN

FREMDER ERDE IM

VATERLAND

 

Auf den Seitenflächen sind die Namen von 15 Gefallenen und Vermissten eingetragen. 

Der hier eingemeißelte Spruch wurde bei Kriegerdenkmälern des I. Weltkrieges gerne verwendet. Es handelt es sich um die letzten Zeilen des „Jäger-Marschliedes“ von Albert Methfessel, das 1813 aus Anlass des „Freiheitskrieges“ gegen Napoleon verfasst wurde.

Hier eine Feldpostkarte mit dem Spruch oben rechts.

Der Denkmalsplatz war vom Vorsitzenden des Kriegervereins, Landwirt Friedrich Rügge, Nr. 1, gestiftet worden. Die Mittel zur Errichtung wurden durch Sammlungen und einen Beitrag der Gemeindekasse aufgebracht. 

Am 25. September 1921 erfolgte die Einweihung. Der Vorsitzende des Kreiskriegerverbandes, Amtsrat Rohde aus Rinteln, enthüllte das Denkmal. Ehrensalven krachten und nachdem aus weiblichem Mund ein Festprolog gesprochen war, hielt Pastor Bürgener aus Fuhlen die Weiherede, die "Worte ernster Mahnung und Warnung dem jetzigen und künftigen Geschlechte" enthielt. Die Namen der Gefallenen wurden verlesen und die Hinterbliebenen legten Kränze am Denkmal nieder. Der Vereinsvorsitzende übergab "mit  einigen kernigen, mahnenden Worten an die Jugend" die Anlage dem Gemeindebürgermeister Söhlke. Der Gesangverein und ein Schulchor umrahmten die Zeremonie. "Besonders wirkungsvoll war das Lied des Gesangvereins: 'Wie sie so sanft ruhn.'" Ein gemeinsam gesungener Choral beschloss die Feier.

Die Erweiterung nach dem Zweiten Weltkrieg war 1954 von einem Denkmalsausschuss, bestehend aus Gemeinderatsmitgliedern und Vertretern der örtlichen Vereine, beschlossen worden, nachdem man die Anlagen in Hemeringen, Lachem, Haverbeck und Fuhlen besichtigt hatte. Wie 1921 kamen die notwendigen Mittel, dieses Mal ca. 9000 DM, aus Spendenaufkommen und der Gemeindekasse. 

Wiederum stellte Landwirt Rügge die notwendige Fläche unentgeltlich zur Verfügung. Architekt Grabbe, Fuhlen, lieferte den Entwurf und Bildhauer Wedemeyer, Fuhlen, sowie Mauermeister Strunk aus Heßlingen führten die Arbeiten aus.

Eine gestufte Mauer aus roten Sandsteinen umfasst die Anlage halbkreisförmig und trägt vier Schrifttafeln aus hellem Sandstein, auf denen die 80 Opfer des Zweiten Weltkrieges verzeichnet sind.

Außerdem wurden auf der Stele zwischen der Widmung und dem Spruch die Jahreszahlen

1939 – 1945

hinzugefügt.

 

In der Einweihungsfeier am 1. September 1957 betonten Landrat Ebeling, Pfarrer Schuster aus Fuhlen und der katholische Kaplan Voß aus Hessisch Oldendorf,

daß mit solcher Feierstunde nicht eine Glorifizierung des Krieges, den wir alle verabscheuen, beabsichtigt sei, sondern die Ehrung derer, die als Soldaten in treuer Pflichterfüllung ihr Leben für ein höheres Ziel geopfert

hätten und ermahnten die Überlebenden zu "tätiger Nächstenliebe und stetem Bemühen um die Erhaltung des Friedens".

Das Lied "vom guten Kameraden" beschloss den Festakt.

 

Anmerkung:

Heute würden nur noch Wenige die Auffassung vertreten, die NS-Wehrmacht habe für ein "höheres Ziel" gekämpft. Das schließt nicht aus, dass viele Soldaten, geprägt durch Erziehung und Propaganda, das geglaubt haben. Es schließt auch nicht aus, dass in der Endphase des Krieges deutsche Soldaten, letztlich vergebens, im Osten auch dafür kämpften, die Bevölkerung vor der herannahenden Vergeltung zu bewahren. Es hat sich, offenbar bis heute, auch niemand daran gestoßen, dass durch die Hinzufügung der Jahreszahlen "1939 - 1945" in die Front der alten Stele - gewollt oder ungewollt – die Soldaten des Dritten Reiches als „Helden“ bezeichnet werden und Hitlers Angriffs- und Vernichtungskrieg als „Heiliger Kampf“!

Jedes Denkmal sagt eben nicht nur etwas über das, wofür es steht, sondern auch über den Geist seiner eigenen Zeit. 

Quellen:

- Schaumburger Zeitung v. 26.09.1921 u. 05.09.1957

- Gotthardt/Bredemeier/Maak/Kölling: Heßlingen. Beiträge zur Geschichte des Dorfes. Rinteln 1959

Fotos: Verfasser

Abbildung: http://www.europeana1914-1918.eu/en/contributions/1813#prettyPhoto[gallery]/0/